Tipps für Angehörige
Bewältigungshilfen |
Wenn Angehörige erfahren oder ahnen, dass ein Familienmitglied eine psychische Krankheit hat, sind sie sehr oft hilflos und ratlos. Niemand hat sie auf diese Situation vorbereitet. |
Umgang |
Der Umgang mit Schizophrenie erkrankten Menschen soll respektvoll und so normal wie möglich sein:
Befremdliche Verhaltensweisen oder Ideen korrigieren zu wollen, schafft nach aller Erfahrung Spannung und Abwehr.
Angst oder besondere Vorsichtsmassnahmen sind in den allermeisten Fällen überflüssig und nicht günstig.
Siehe auch hier |
Sensibilität |
Die Feinfühligkeit der Betroffenen ist zu berücksichtigen :
Menschen, die zu schizophrenen Störungen neigen, sind verletzlich. Sie sind besonders empfänglich für Kritik, aber auch für Anerkennung und Bestätigung.
Ruhe und Verlässlichkeit in den Beziehungen mit der Umbebung geben ihnen die verlorene Sicherheit wieder; Einfachheit, Offenheit und Klarheit in allen Belangen sind heilsam.
Unechtheit, Undurchsichtigkeit und Unaufrichtigkeit spürt der Patient. Sie schaffen Verwirrung, Misstrauen, wahnhafte Tendenzen und defensive Kontaktscheu.
|
Ausnahmesituationen |
Vermag der an Schizophrenie Erkrankte * krankheitshalber die Notwendigkeit einer Behandlung nicht einsehen und ist in Ausnahmesituationen Zwang unvermeidlich, so soll dies ruhig und klar mitgeteilt, begründet und dann auch ausgeführt werden.
|
Therapie /Behandlung |
Ziel von Therapie und Behandlung ist die Wiedererlangung grösstmöglicher Selbständigkeit des erkrankten Menschen:
Therapeutische Ziele und Behandlungsprobleme sollen von Schritt zu Schritt zusammen mit dem Patienten und seiner Umgebung (therapeutisches Team, Familie, wichtige Bezugspersonen) festgesetzt und klar formuliert werden.
Für seine allgemeine Lebensführung soll dem Erkrankten so wenig Verantwortung wie möglich abgenommen werden, da er sonst seine Fähigkeiten mehr und mehr verliert.
Überfürsorge seitens der Angehörigen nimmt ihm ebenfalls die Möglichkeit, selbständig zu leben.
Besonders in akuten Zuständen ist er andererseits vor Überforderung zu schützen.
|
Anforderungen an den erkrankten Menschen |
Die Wahl der richtigen Anforderungen an den erkrankten Menschen erfordert von seiner Umgebung Ausgewogenheit:
Überforderung äussert sich in erhöhter Angst, Aufregung und vermehrten krankhaften Symptomen ("Plussymptomatik").
Unterforderung führt zu vermehrter Gleichgültigkeit und Passivität ("Minussymptomatik").
|
* Der Einfachheit halber wird hier nur die männliche Sprachform verwendet. Weibliche Erkrankte sind in diesen Begriff mit eingeschlossen.
|
|
Nach Fiedler/Niedermeier/Mundt : Gruppenarbeit mit Angehörigen schizophrener Patienten. Materialien für die psychosoziale Praxis. Psychologie Verlags Union, München-Weinheim, 1986. Zitiert nach Prof. Luc Ciompi, ehemaliger Direktor der Sozialpsychiatrischen Universitätsklinik Bern, Vortrags-Handout Wien 2002. Quelle:www.pflegenetz.at
|